Praxis Vielfalt
Im Herbst 2018 startete das Projekt »Praxis Vielfalt«, das die Deutsche AIDS-Hilfe mit Förderung durch die AOK ins Leben gerufen hat. Dieses Gütesiegel bescheinigt den teilnehmenden Arztpraxen und Versorgungseinrichtungen, dass sie Menschen mit HIV sowie mit vielfältigen sexuellen, sprachlichen und kulturellen Hintergründen willkommen heißen, ihren Bedürfnissen gerecht werden und eine diskriminierungsfreie Gesundheitsversorgung sicherstellen. Denn Diskriminierung, der sich beispielsweise Menschen mit HIV, Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*, inter* und queere Menschen (LSBTIQ*) oder Menschen mit einem anderen kulturellen und sprachlichen Hintergrund häufig ausgesetzt sehen, macht auch vor Arztpraxen nicht halt.
Zu den ersten mit diesem Gütesiegel ausgezeichneten Einrichtungen gehört auch das infektiologikum frankfurt. Hier finden ausnahmslos alle Patient*innen ein vorurteilfreies Klima, in dem vertrauensvolle Kommunikation die Behandlung positiv unterstützt.
»Die Deutsche AIDS-Hilfe sprach uns auf die Idee an«, erinnert sich Dr. Gaby Knecht. »Und weil ›Vielfalt‹ für uns im infektiologikum nicht Neues ist, haben wir sofort unsere Teilnahme zugesagt.« Praxismanagerin Katrin Bitterberg ergänzt: »Unser erster Gedanke war: Brauchen wir das überhaupt? Wir befassen uns ja schon viele Jahre mit HIV.« Doch schnell wurde klar, dass es um viel mehr als Infektionen geht – wichtig ist die Sensibilisierung für Themen auch jenseits der Gesundheitsvorsorge. Das beginnt bei der Begrüßung der Patient*innen, der genderoffenen Sprache, der Beschriftung der Räume und hört bei der Haltung zu aktuellen Themen nicht auf. Zu den Qualitätskriterien der »Praxis Vielfalt« gehören weiterhin der korrekte Umgang mit sensiblen Daten oder die Verlegung von Fragen zur geschlechtlichen Identität in einen geschützten Raum.
Die Zertifizierung für das Gütesiegel »Praxis Vielfalt« hat eines gezeigt: Auch wenn man glaubt, alles richtig zu machen, gibt es immer noch Möglichkeiten, besser zu werden. Und – der Umgang mit Vielfalt schärft den Blick auf das eigene Verhalten auch außerhalb der Praxisräume. Und davon profitieren nicht nur die Patient*innen.
Dr. Gaby Knecht fasst es in kurzen Worten zusammen: »Wir haben viel gelernt.«
